Genau wie bei vielen anderen Versionskontrollsystemen gibt es auch bei Git die Möglichkeit eigene Skripte zu starten, wenn bestimmte, wichtige Ereignisse auftreten. Es gibt zwei Gruppen dieser Einschubmethoden: Hooks für den Client und Hooks für den Server. Die Hooks für den Client können bei Ereignissen, wie zum Beispiel einem Commit oder Merge, eingerichtet werden. Die Hooks für den Server können bei Operationen wie den Empfang von hochgeladenen Commits, ausgeführt werden. Es gibt viele Möglichkeiten diese Hooks sinnvoll einzusetzen. Einige davon werde ich hier vorstellen.
Sämtliche Hooks werden im hooks
Unterverzeichnis des Git Verzeichnisses gespeichert. In den meisten Projekten wird das .git/hooks
sein. Git installiert in dieses Verzeichnis standardmäßig Beispielskripte. Einige davon sind auch ohne Änderung nützlich und sofort einsetzbar. Zusätzlich dokumentieren diese Beispiele die Eingabewerte des jeweiligen Skripts. Alle Beispiele sind Shellskripte, die hier und da ein Paar Zeilen Perl Code enthalten. Prinzipiell sollte aber jedes ausführbare Skript funktionieren, wenn es korrekt benannt wird. Du kannst also die Skriptsprache Deiner Wahl verwenden, z.B. Ruby oder Python. Die Beispieldateien haben die Endung .sample, sie müssen also nur noch umbenannt werden.
Um ein Hook-Skript zu aktivieren, speichere eine entsprechend benannte und ausführbare Datei im hooks
Unterverzeichnis Deines Git Verzeichnisses. Von diesem Augenblick an sollte es ausgeführt werden. Ich werde hier die meisten der wichtigen Hook Dateinamen besprechen.
Es gibt eine Menge Hooks auf Seiten des Clients. Der folgende Abschnitt teilt die Hooks in drei Gruppen auf: Skripte für den Commit Vorgang, Skripte für den Arbeitsablauf mit E-Mails und den Rest der Client Skripte.
Die ersten vier Hooks hängen mit dem Commit Prozess zusammen. Der pre-commit
Hook wird zuerst ausgeführt, schon bevor Du die Commit Nachricht eingegeben hast. Der Hook wird oft benutzt, um den zu versionierenden Zustand des Arbeitsverzeichnisses zu prüfen, um festzustellen ob etwas vergessen wurde, um sicherzustellen das Tests ausgeführt wurden oder aus irgendeinem anderen Grund, der es nötig macht, den Code vor dem Commit zu inspizieren. Wenn das entsprechende Skript einen Wert ungleich Null zurückgibt, wird der Commit abgebrochen. Auch für die Prüfung, ob Kodierrichtlinien eingehalten wurden oder für eine statische Codeanalyse (z.B. mit lint oder einem entsprechenden Programm) kann dieses Skript verwendet werden. Das von Git installierte Beispielskript prüft zum Beispiel, ob am Zeilenende Leerzeichen vorhanden sind. Der Hook kann mit git commit --no-verify
auch umgangen werden.
Der prepare-commit-msg
Hook wird ausgeführt, bevor der Editor für die Commit Nachricht geöffnet wird, aber nachdem die Standardnachricht erstellt wurde. Er erlaubt es die Standardnachricht zu modifizieren, bevor der Autor des Commits sie sieht. Dieser Hook akzeptiert diverse Optionen: den Pfad der Datei, die die bisherige Commit Nachricht enthält, den Typ des Commit und den SHA-1 Hash des Commit, falls es sich um ein Korrektur-Commit handelt. Dieser Hook ist üblicherweise nicht sehr nützlich bei normalen Commits; er ist eher für solche Commits gedacht, bei denen die Standardnachricht automatisch generiert wird, wie zum Beispiel vorlagenbasierte Commit Nachrichten, Commits nach einem Merge, Commits, die zusammengeführt werden und Korrektur-Commits. Du kannst diesen Hook mit einer Commit Vorlage kombinieren, um automatisiert Informationen einzufügen.
Der commit-msg
Hook akzeptiert einen Parameter, der wiederum der Pfad zu der temporären Datei ist, die die momentane Commit Nachricht enthält. Falls dieses Skript nicht Null zurückgibt, so wird der Commit abgebrochen. Damit kannst Du die Gültigkeit des Projekstatus oder die Commit Nachricht prüfen, bevor ein Commit akzeptiert wird. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels werde ich beschreiben, wie man diesen Hook benutzt, um sicherzustellen, dass Commit Nachrichten einem bestimmten Muster entsprechen.
Wenn ein Commit komplett abgeschlossen wurde, wird der post-commit
Hook ausgeführt. Er akzeptiert keine Parameter, aber Du kannst den letzten Commit einfach mit dem Befehl git log -1 HEAD
abfragen. Dieses Skript wird üblicherweise für das Senden von Benachrichtigungen oder ähnlichem benutzt.
Diese Skripte für den Commit Prozess können für jeden anderen Arbeitsablauf entsprechend angepasst werden. Oft werden sie benutzt um bestimmte Regeln zu erzwingen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass diese Skripte beim Klonen eines Repositorys nicht mit übertragen werden. Du kannst auf Seiten des Servers die Einhaltung von bestimmten Regeln erzwingen indem die hochgeladenen Commits abgelehnt werden, wenn sie diesen Prinzipien nicht entsprechen. Auf dem Client entscheidet aber der Anwender selber, ob er diese Skripte verwendet oder nicht. Dies sind also Skripte, die den Entwicklern helfen sollen, und sie müssen von ihnen erstellt und gepflegt werden. Aber sie können auch von ihnen jederzeit verändert oder umgangen werden.
Für einen E-Mail basierten Arbeitsablauf kannst Du drei Hooks auf dem Client einrichten. Sie werden alle bei Ausführung des Befehls git am
aufgerufen. Wenn Du also diesen Befehl in Deinem normalen Arbeitsablauf nicht verwendest, kann Du guten Gewissens zum nächsten Abschnitt springen. Falls Du aber Patches per E-Mail erhälst, die mit git format-patch
erstellt wurden, könnten trotzdem einige dieser Skripte nützlich für Dich sein.
Der erste Hook, der ausgeführt wird, ist applypatch-msg
. Er akzeptiert genau einen Parameter: den Namen der temporären Datei, die die vorgegebene Commit Nachricht enthält. Git bricht den Patch ab, falls dieses Skript nicht Null zurückgibt. Du kannst dies benutzen um sicherzustellen, dass die Commit Nachricht richtig formatiert ist, oder um die Nachricht zu standardisieren, indem das Skript sie direkt editiert.
Der nächste Hook, der beim Anwenden von Patches via git am
ausgeführt wird, ist pre-applypatch
. Er benötigt keine Parameter und wird direkt nach Anwendung des Patches ausgeführt. Damit kannst Du den Zustand Deines Projektes noch vor dem eigentlich Commit inspizieren. Du kannst mit diesem Skript Tests ablaufen lassen oder das Arbeitsverzeichnis anderweitig untersuchen. Falls etwas fehlt oder ein Test fehlschlägt, sorgt eine Beenden des Skripts mit einem Wert ungleich Null ebenfalls für das Abbrechen des git am
Skripts. Es wird also auch kein Commit ausgeführt.
Der letzte Hook, der während der git am
Operation ausgeführt wird, ist post-applypatch
. Du kannst dies verwenden, um eine Benutzergruppe oder den Autoren des Patches darueber zu informieren, dass der Patch übernommen wurde. Der eigentliche Patch Vorgang kann mit diesem Skript aber nicht mehr abgebrochen werden.
Der pre-rebase
Hook wird ausgeführt, bevor ein Rebase gestartet wird. Durch einen Rückgabewert ungleich Null kann der Rebase Vorgang abgebrochen werden. Du kannst diesen Hook dazu verwenden um beispielsweise zu verhindern, dass auf bereits gepushte Commits ein Rebase durchgeführt wird. Der von Git installierte Beispiel-Hook für pre-rebase
macht genau das. Allerdings nimmt dieser an, dass der Name des veröffentlichten Branches ‚next‘ ist. Du musst wahrscheinlich den Namen durch den Deines stabilen, öffentlichen Branches ersetzen.
Nach jedem erfolgreichen git-checkout
wird der post-checkout
Hook ausgeführt. Du kannst ihn verwenden, um Dein Arbeitsverzeichnis für Deine Arbeitsumgebung einzurichten. Das kann das Hinzukopieren großer Binärdateien bedeuten, die Du nicht unter Versionskontrolle stellen möchtest, das automatisierte Generieren von Dokumentation, oder entsprechend ähnliche Aktionen.
Der letzte Hook, den ich vorstellen möchte, ist der post-merge
Hook. Er wird nach jedem erfolgreichen Aufruf von merge
ausgeführt. Du kannst diesen benutzen, um Daten in Deinem Arbeitsverzeichnis wiederherzustellen, die Git nicht unter Versionskontrolle stellen kann. Das sind zum Beispiel Berechtigungsdaten. Dieser Hook kann genauso überprüfen, ob Dateien, die nicht unter Versionskontrolle stehen, entsprechend in das Arbeitsverzeichnis kopiert worden sind, wenn sich dieses ändert.
Neben den Hooks für den Client, kannst Du als Systemadministrator auch einige wichtige Hooks auf Seiten des Servers installieren. Damit kannst Du nahezu jede Art von Richtlinie für Dein Projekt erzwingen. Die Skripte werden ausgeführt bevor und nachdem ein Push auf den Server durchgeführt wurde. Das Skript für den vorgelagerten Hook kann den Push jederzeit abbrechen indem es einen Wert ungleich Null zurückgibt. Zusätzlich kann dem Client eine Fehlermeldung zurückgeliefert werden. Mit diesen Hooks kannst Du eine beliebig komplexe Push Richtlinie umsetzen.
Das erste Skript, dass ausgeführt wird, wenn ein Push von einem Client empfangen wird, ist pre-receive
. Es akzeptiert eine Liste von Referenzen, die über ‚stdin‘ hochgeladen werden. Wird es mit einem Wert ungleich Null beendet, so wird keine von ihnen akzeptiert. Du kannst diesen Hook benutzen, um sicherzustellen, dass keine Pushes durchgeführt werden können, welche nicht einem Fast-Forward entsprechen. Ebenso ist es möglich zu Prüfen, ob der Client, die entsprechende Berechtigung zum Erstellen, Löschen oder Aktualisieren eines Branches hat oder ob er die Berechtigung hat, die jeweiligen Dateien zu ändern, die mit dem Push hochgeladen werden.
Der post-receive
Hook wird aufgerufen, nachdem der komplette Prozess abgeschlossen ist und kann zum Aktualisieren anderer Dienste oder zum Benachrichtigen von Benutzern verwendet werden. Er erwartet die gleichen ‚stdin‘ Daten wie pre-receive
. Beispielsweise können folgende Aktionen ausgeführt werden: Versand von E-Mails an eine vorgefertigte Liste von Personen, Benachrichtigen eins Continuous Integration Servers oder Aktualisieren eines Issue-Tracking-Werkzeugs (Du kannst sogar die Commit Nachrichten parsen um zu prüfen, ob bestimmte Tickets geöffnet, aktualisiert oder geschlossen werden müssen). Das Skript kann allerdings den Push Prozess nicht abbrechen und der Client bleibt bis zum Abschluss des Skripts mit dem Server verbunden. Du solltest deshalb darauf achten, dass Du keinen Vorgang ausführst, der zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Das Update Skript ist dem pre-receive
Skript sehr ähnlich, außer dass es für jeden Branch, den der Client aktualisieren will, ausgeführt wird. Wenn der Benutzer des Clients versucht mehrere Branches zu pushen, wird pre-receive
nur einmalig aufgerufen, wohingegen das Update Skript für jeden einzelnen Branch ausgeführt wird. Anstatt von dem Stream stdin zu lesen, akzeptiert dieses Skript drei Argumente: der Name der Referenz (Branch), die SHA-1 Prüfsumme auf die die Referenz vor dem Push zeigt und die SHA-1 Prüfsumme, die der Anwender versucht zu pushen. Wenn das Update Skript einen Wert ungleich Null zurückgibt, wird der Vorgang nur für diese Referenz abgebrochen, die anderen Referenzen werden weiterhin aktualisiert.